Große defensive Probleme

3:3 nach 0:2: Kleeblatt liefert gegen Braunschweig erneut sehr viel Spektakel

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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4.5.2024, 15:00 Uhr
Armindo Sieb (Mitte) schoss das Kleeblatt zwischenzeitlich in Führung.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink/Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Armindo Sieb (Mitte) schoss das Kleeblatt zwischenzeitlich in Führung.

Gefühlt strahlten die Menschen mit der Sonne um die Wette. Das vorletzte Heimspiel dieser Saison hatte das Kleeblatt ja zum "Familienspieltag" auserkoren, weshalb vor allem die jüngsten Stadionbesucher am Samstagmittag sehr glücklich aussahen. Hinter der Haupttribüne konnten sie sich in der Hüpfburg austoben, gemeinsamen basteln, in der Fotobox posieren und sich beim Kinderschminken noch ein bisschen weiß-grüner machen lassen.

Auf dem Rasen taten die Spieler des Kleeblatts anschließend allerdings erst einmal nicht viel, um die Menschen im Ronhof zum Strahlen zu bringen. Zumindest nicht die knapp 12.000, die es mit der Spielvereinigung hielten. Nach einer Viertelstunde lagen die Fürther bereits mit 0:2 zurück, brachten das Strahlen an einem erneut spektakulären Nachmittag dann zumindest etwas zurück, verpassten beim 3:3 aber den Heimsieg.

SpVgg Greuther Fürth: Maximilian Dietz muss früh runter

Dem Ausfall von Simon Asta, der gesperrt zuschauen musste, begegnete Alexander Zorniger mit einer naheliegenden und doch mutigen Lösung. Der gelernte Rechtsverteidiger Oualid Mhamdi sollte den Rechtsverteidiger Asta ersetzen - und es besser machen als vor sechs Tagen in Wiesbaden. Dort hatte ihn Zorniger ja zur Pause ein- und 25 Minuten später wieder eingewechselt - und anschließend deutlich kritisiert.

Doch alle Pläne des Trainers waren bereits nach vier Minuten hinfällig. Maximilian Dietz blieb nach einem Pass und ohne Gegnereinwirkung auf dem Rasen liegen und konnte nicht mehr weitermachen. Für ihn kam Damian Michalski - der kurz darauf noch eine wichtige Rolle spielen sollte. Doch zunächst standen andere im Mittelpunkt.

In der zwölften Minute fand Thorir Helgason mit einer Verlagerung den viel zu freien Marvin Rittmüller auf der linken Seite, der unbedrängt von Meyerhöfer in den Rückraum zurücklegen konnte. Dort fühlte sich weder Robert Wagner noch Jomaine Consbruch für Ball und Gegner verantwortlich. Helgason nahm das Geschenk der Fürther Defensive dankend an und traf zum 0:1.

Nur drei Minuten später erlaubte sich Mhamdi abermals einen individuellen Fehler, diesmal im Spielaufbau. Johan Gomez nahm auch dieses zweite Fürther Geschenk gerne entgegen und leitete den Ball weiter auf seinen Angriffskollegen Rayan Philippe. Der Braunschweiger zeigten allen Menschen im Ronhof nochmals die brutalen Tempodefizite von Michalski auf, sprintete dem Fürther Verteidiger davon und schob frei vor Urbig zum 0:2 ein. Null. Zu. Zwei. Schon wieder.

Als die Braunschweiger noch jubelten, holte Zorniger Tim Lemperle zu sich und gab ihm ein paar Worte mit. Welche genau, sah man kurz darauf. Diesmal wollte der Trainer nicht bis zur Pause warten und stellte bereits früh im Spiel seine taktische Formation um. Lemperle übernahm im 3-4-1-2 die "linke Schiene", Meyerhöfer die rechte, Mhamdi rückte dafür rechts in die Dreierkette.

Zumindest defensiv wurde es danach besser, offensiv aber war das Kleeblatt lange nicht so spielfreudig wie noch in Wiesbaden. Die Fürther ließen den Ball zwar immer wieder laufen, wirkten dabei aber nicht wirklich zielstrebig und viel zu behäbig. In der 33. Minute jubelte der Ronhof trotzdem: Jomaine Consbruch eroberte den Ball nahe des gegnerischen Strafraums, Lemperle dribbelte kurz an und schoss dann aus 18 Metern einfach mal. Der Ball schlug perfekt neben dem Pfosten ein - nur noch 1:2.

In der Nachspielzeit wurde es dann turbulent. Erst schloss Consbruch aus spitzem Winkel zu zentral ab, sodass Ron Thorben Hoffmann den Ball abwehren konnte, dann köpfte Sieb nach einer Ecke knapp am langen Pfosten vorbei. Und als mancher bereits auf dem Weg zum Getränkestand war, machte Robin Krauße das Spiel nochmal spannender.

Lemperle eroberte den Ball an der eigenen Eckfahne und suchte sofort den Weg nach vorne, Sieb ließ zu Hrgota klatschen - der wenig später mit starken Schmerzen am Boden lag. Der Braunschweiger Kapitän Krauße hatte sein Fürther Pendant mit gestrecktem Bein umgetreten und flog folgerichtig mit der Roten Karte vom Platz - den Hrgota nur humpelnd verlassen konnte.

SpVgg Greuther Fürth: Lukas Petkov ersetzt Oualid Mhamdi

Nach der Pause konnte Hrgota glücklicherweise weiterspielen, Zorniger wechselte dennoch einmal. Der erneut indisponierte und fahrige Mhamdi musste in der Kabine bleiben, für ihn kam Lukas Petkov. Gegen zehn Braunschweiger wollte das Kleeblatt mit nun fünf Stürmern auf dem Platz den Ausgleich erzwingen - was trotz minutenlangen Ballbesitzes zunächst nicht gelang.

Erst in der 59. Minute zwang Dennis Srbeny Hoffmann mit einem Schuss aus der Drehung mal wieder zu einer Parade, kurz darauf schoss Petkov aus aussichtsreicher Position auf die Tribüne. In der 67. Minute wurden die Fürther Offensivbemühungen dann endlich belohnt. Srbeny behauptete den Ball stark gegen mehrere Braunschweiger und legte quer auf Robert Wagner, der die 13.241 Menschen im Ronhof mit einem strammen Schuss aus 16 Metern glücklich machte. 2:2.

Im Ronhof wurde es nun endlich laut - und in der 74. Minute noch viel lauter. Hrgota brachte eine Ecke an den zweiten Pfosten, Michalski legte den Ball zurück in die Mitte, wo ihn Sieb zum 3:2 fürs Kleeblatt über die Linie drückte. Von den Rängen erklang das Lied, das diesen Nachmittag gut zusammenfasste: "Unser Kleeblatt", sagen die Fans, "das wird niemals untergeh‘n!".

So schlecht die ersten 20 Minuten gewesen waren: Das Kleeblatt hatte erneut Widerstandskraft bewiesen und einen 0:2-Rückstand gedreht. Doch zehn Minuten vor Schluss wurde die neue Fürther Stärke erneut auf die Probe gestellt: Ein schneller Angriff genügte den abstiegsgefährdeten Gästen, um die Fürther Defensivschwächen zu offenbaren - und um durch Philippe auszugleichen (79.).

In der 85. Minute ging Srbeny im Braunschweiger Strafraum zu Boden, die Fürther reklamierten kollektiv und forderten einen Elfmeter - den Schiedsrichter Richard Hempel nach Ansicht der Videobilder dann auch gab. Diesmal durfte sich Tim Lemperle probieren, machte es dann aber genauso wie sein Kapitän Hrgota in Wiesbaden und verschoss (88.).

In der sechsminütigen Nachspielzeit geschah nicht mehr viel. Das 3:3 war zu wenig für die Fürther - nach einer Halbzeit in Überzahl, einem verschossenen Elfmeter und nur einer Braunschweiger Chance in der zweiten Hälfte.

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