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Von Monika Helfer bis Andrea Petkovic: Unsere Buchtipps für Mai 2024

13.5.2024, 19:00 Uhr
Was es bei uns kaum mehr gibt, ist in der chilenischen Gesellschaft, vor allem der vermeintlich besseren, weit verbreitet: Dienstmädchen, die selbstlos mit in der Familie leben, in kleinen Kammern billig und bescheiden gehalten. Eins davon ist die triste Heldin in Alia Trabucco Zerans unheimlichem Roman "Mein Name ist Estela", die zwar alle Befehle stumm erfüllt, aber insgeheim vor Widerstand brodelt. Das trotzige Töchterchen der Arztfamilie wird bald zum Anlass für Tragikomik - und die Parabel eines Systems, das zum Teufel geht. Die Bombe, sie tickt hörbar. (Hanser Berlin, 24 Euro) Wolf Ebersberger
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Was es bei uns kaum mehr gibt, ist in der chilenischen Gesellschaft, vor allem der vermeintlich besseren, weit verbreitet: Dienstmädchen, die selbstlos mit in der Familie leben, in kleinen Kammern billig und bescheiden gehalten. Eins davon ist die triste Heldin in Alia Trabucco Zerans unheimlichem Roman "Mein Name ist Estela", die zwar alle Befehle stumm erfüllt, aber insgeheim vor Widerstand brodelt. Das trotzige Töchterchen der Arztfamilie wird bald zum Anlass für Tragikomik - und die Parabel eines Systems, das zum Teufel geht. Die Bombe, sie tickt hörbar. (Hanser Berlin, 24 Euro) Wolf Ebersberger © Hanser Berlin; Rudy and Peter Skitterians/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Eine Milliarde Hühnereiner werden pro Jahr von der Medizin benötigt, um Impfstoff gegen die Grippe herzustellen. Und heißt es nicht philosophisch "ex ovo omnia": Alles kommt aus dem Ei, also die ganze Schöpfung? Nicole Gronemeyer erzählt in dem neuen Naturkunden-Bändchen "Hühner" auf launig-lesbare Art von dem gefiederten kleinen Dinosauriernachfahren, der viel zu oft als Legehenne sein Dasein fristen muss und uns doch jeden Tag reich beschenkt... Wir Undankbaren! (Matthes & Seitz, 22 Euro) Wolf Ebersberger
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Eine Milliarde Hühnereiner werden pro Jahr von der Medizin benötigt, um Impfstoff gegen die Grippe herzustellen. Und heißt es nicht philosophisch "ex ovo omnia": Alles kommt aus dem Ei, also die ganze Schöpfung? Nicole Gronemeyer erzählt in dem neuen Naturkunden-Bändchen "Hühner" auf launig-lesbare Art von dem gefiederten kleinen Dinosauriernachfahren, der viel zu oft als Legehenne sein Dasein fristen muss und uns doch jeden Tag reich beschenkt... Wir Undankbaren! (Matthes & Seitz, 22 Euro) Wolf Ebersberger © Matthes & Seitz; Ralph/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Australian Open, French Open, Wimbledon: Andrea Petković stand ganz oben - unter den Top Ten der Tennis-Weltrangliste. 2021, ausgerechnet während der Covid-Pandemie, steigt sie nach 15 Jahren, unzähligen Verletzungen und Comebacks aus dem „Wanderzirkus des professionellen Tennis“ aus. Von dieser einschneidenden Entscheidung handelt ihre Lebensabschnittsbilanz „Zeit, sich aus dem Staub zu machen“. Darin überrascht die geborene Bosnierin als exzellente Schreiberin, die einen schonungslosen Einblick in den gar nicht so glanzvollen Tennisbetrieb und ihr gebeuteltes Seelenleben gibt. Fesselnd und erhellend. (Kiepenheuer & Witsch, 23 Euro). Birgit Nüchterlein
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Australian Open, French Open, Wimbledon: Andrea Petković stand ganz oben - unter den Top Ten der Tennis-Weltrangliste. 2021, ausgerechnet während der Covid-Pandemie, steigt sie nach 15 Jahren, unzähligen Verletzungen und Comebacks aus dem „Wanderzirkus des professionellen Tennis“ aus. Von dieser einschneidenden Entscheidung handelt ihre Lebensabschnittsbilanz „Zeit, sich aus dem Staub zu machen“. Darin überrascht die geborene Bosnierin als exzellente Schreiberin, die einen schonungslosen Einblick in den gar nicht so glanzvollen Tennisbetrieb und ihr gebeuteltes Seelenleben gibt. Fesselnd und erhellend. (Kiepenheuer & Witsch, 23 Euro). Birgit Nüchterlein © Kiepenheuer und Witsch; anais_anais29/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Nürnberg und Westmittelfranken sind die Schauplätze der tragischen Geschichte von Lore, die 1944 als Mädchen aus der Noris in ein Dorf nahe Iphofen kommt, um dort Bauern zu helfen. Die Zeit mit Lores erster Liebe, Hitlerjunge Anton, steht im Zentrum dieses lesenswerten Romans von Killen McNeill, der durchaus als Mahnung zu lesen ist. Denn Anton wird, wie viele andere, Opfer fanatischer SS-Kräfte, die sich ohne Sinn und Verstand gegen ein Ende des Krieges im Frühjahr 1945 zur Wehr setzen. "Lore und die letzten Tage" basiert auf historischen Fakten. Der in Nordirland geborene Autor lebt seit 50 Jahren in Franken, bis zu seiner Pensionierung war als Lehrer in Scheinfeld tätig. (ars vivendi, 20 Euro) Michael Husarek
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Nürnberg und Westmittelfranken sind die Schauplätze der tragischen Geschichte von Lore, die 1944 als Mädchen aus der Noris in ein Dorf nahe Iphofen kommt, um dort Bauern zu helfen. Die Zeit mit Lores erster Liebe, Hitlerjunge Anton, steht im Zentrum dieses lesenswerten Romans von Killen McNeill, der durchaus als Mahnung zu lesen ist. Denn Anton wird, wie viele andere, Opfer fanatischer SS-Kräfte, die sich ohne Sinn und Verstand gegen ein Ende des Krieges im Frühjahr 1945 zur Wehr setzen. "Lore und die letzten Tage" basiert auf historischen Fakten. Der in Nordirland geborene Autor lebt seit 50 Jahren in Franken, bis zu seiner Pensionierung war als Lehrer in Scheinfeld tätig. (ars vivendi, 20 Euro) Michael Husarek © ars vivendi; Leonhard Niederwimmer/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

"Die ganze Welt ist ein Second-Hand-Laden", schreibt Monika Helfer mit nachhaltiger Begeisterung. "Die Dinge warten darauf, anderweitig gebraucht zu werden." Und so liebt es die wunderbare Autorin ("Die Bagage") seit jeher, aus alten Klamotten neue zu machen, schicker, noch schöner, hoch raffiniert! Sie verschweigt nicht, dass das früher, in armen Zeiten, auch eine Kostenfrage war: T-Shirts mit Markenlogo, die waren der Familie schlicht zu teuer. Nun ist es eine Stilfrage, eine Haltung, die sie in "Der Stoff", ihrem kleinen Essay über Kleidung, nicht ohne Schwärmerei begründet. (Residenz, 15 Euro) Wolf Ebersberger
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"Die ganze Welt ist ein Second-Hand-Laden", schreibt Monika Helfer mit nachhaltiger Begeisterung. "Die Dinge warten darauf, anderweitig gebraucht zu werden." Und so liebt es die wunderbare Autorin ("Die Bagage") seit jeher, aus alten Klamotten neue zu machen, schicker, noch schöner, hoch raffiniert! Sie verschweigt nicht, dass das früher, in armen Zeiten, auch eine Kostenfrage war: T-Shirts mit Markenlogo, die waren der Familie schlicht zu teuer. Nun ist es eine Stilfrage, eine Haltung, die sie in "Der Stoff", ihrem kleinen Essay über Kleidung, nicht ohne Schwärmerei begründet. (Residenz, 15 Euro) Wolf Ebersberger © Residenz Verlag; 947051/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Der Titel sagt schon viel: „Demon Copperhead“, der nun in deutscher Übersetzung erschienene Roman der US-Pulitzer-Preisträgerin Barbara Kingsolver, ist eine Hommage an Dickens‘ „David Copperfield“ und übernimmt bis in die Details Figuren, Inhalt und Motive des Klassikers. Kingsolver verlegt die Geschichte aber ins ländliche Virginia der 1990er Jahre, wo es neben Schlangen, Pick-Up-Trucks und Tabakfeldern viel Armut gibt und die Welt ganz und gar nicht in Ordnung ist. Stellenweise liest sich das ein bisschen zu politisch korrekt, um realistisch zu sein, davon abgesehen gelingt der Autorin aber ein mächtiges, brillant erzähltes und emotional mitreißendes Porträt eines widerstandsfähigen Waisenjungen. (dtv, 26 Euro) Thomas Correll
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Der Titel sagt schon viel: „Demon Copperhead“, der nun in deutscher Übersetzung erschienene Roman der US-Pulitzer-Preisträgerin Barbara Kingsolver, ist eine Hommage an Dickens‘ „David Copperfield“ und übernimmt bis in die Details Figuren, Inhalt und Motive des Klassikers. Kingsolver verlegt die Geschichte aber ins ländliche Virginia der 1990er Jahre, wo es neben Schlangen, Pick-Up-Trucks und Tabakfeldern viel Armut gibt und die Welt ganz und gar nicht in Ordnung ist. Stellenweise liest sich das ein bisschen zu politisch korrekt, um realistisch zu sein, davon abgesehen gelingt der Autorin aber ein mächtiges, brillant erzähltes und emotional mitreißendes Porträt eines widerstandsfähigen Waisenjungen. (dtv, 26 Euro) Thomas Correll © dtv; Couleur/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Man soll es nicht glauben, aber es gibt sie immer wieder: Entdeckungen auf dem Buchmarkt. Dabei geht es nicht um Newcomer, sondern um Vergessene, die neu geborgen werden. Larissa Reissner war eine Schriftstellerin und Revolutionärin (1895–1926), die vor genau hundert Jahren ein Land durchstreift hat, von dem sie glaubte, es zu kennen. Aber sie entdeckt auf ihrer „Reise durch die deutsche Republik“ vor allem Leid und Not der Arbeiter, aber auch ihre Wut und den Willen gegen die Verhältnisse anzukämpfen. Ihre Reportagen sind packende Einblicke in eine junge Republik zwischen Ungerechtigkeit, Hoffnung und den ersten Anzeichen einer kommenden Katastrophe. (Rowohlt, 24 Euro) Bernd Noack
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Man soll es nicht glauben, aber es gibt sie immer wieder: Entdeckungen auf dem Buchmarkt. Dabei geht es nicht um Newcomer, sondern um Vergessene, die neu geborgen werden. Larissa Reissner war eine Schriftstellerin und Revolutionärin (1895–1926), die vor genau hundert Jahren ein Land durchstreift hat, von dem sie glaubte, es zu kennen. Aber sie entdeckt auf ihrer „Reise durch die deutsche Republik“ vor allem Leid und Not der Arbeiter, aber auch ihre Wut und den Willen gegen die Verhältnisse anzukämpfen. Ihre Reportagen sind packende Einblicke in eine junge Republik zwischen Ungerechtigkeit, Hoffnung und den ersten Anzeichen einer kommenden Katastrophe. (Rowohlt, 24 Euro) Bernd Noack © Rowohlt Berlin; Peter H/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Was niemand wissen darf: Er kann als Sklave lesen, ja schreiben. Wenn er denn einen Bleistift hat - für dessen Entwendung ein anderer Schwarzer blutig ausgepeitscht wird. Percival Everett nennt seinen Helden ehrenrettend "James". Im Original, dem berühmten Jugendroman "Huckleberry Finn" von Mark Twain, war er nur Jim: der treue Gefährte, ebenso auf der Flucht wie der junge Ausreißer Huck. Ein feiner Trick, eine forsche Erweiterung von Literatur, die Everett meisterhaft beherrscht: Die Abenteuer am Mississippi werden, nun aus schwarzer Sicht, zur zeitlosen Frage von Leben und Tod... Mit dem ironischen Kniff, dass James von Voltaire träumt, aber nach außen ganz simpel bleiben muss: "Hassu verstann?" (Hanser, 26 Euro) Wolf Ebersberger
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Was niemand wissen darf: Er kann als Sklave lesen, ja schreiben. Wenn er denn einen Bleistift hat - für dessen Entwendung ein anderer Schwarzer blutig ausgepeitscht wird. Percival Everett nennt seinen Helden ehrenrettend "James". Im Original, dem berühmten Jugendroman "Huckleberry Finn" von Mark Twain, war er nur Jim: der treue Gefährte, ebenso auf der Flucht wie der junge Ausreißer Huck. Ein feiner Trick, eine forsche Erweiterung von Literatur, die Everett meisterhaft beherrscht: Die Abenteuer am Mississippi werden, nun aus schwarzer Sicht, zur zeitlosen Frage von Leben und Tod... Mit dem ironischen Kniff, dass James von Voltaire träumt, aber nach außen ganz simpel bleiben muss: "Hassu verstann?" (Hanser, 26 Euro) Wolf Ebersberger © Hanser; 12019/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Muslime, Juden und Christen in trauter Einheit, als Nachbarn wie andere auch - das ist Anfang des Jahrhunderts im historischen Damaskus des Moussa Abadi ganz normal. Mit den märchenhaften, und doch ganz und gar im Familienalltag geerdeten Stories "Die Königin und der Kalligraph" ist der französische Autor (1910-1997) nun endlich auf Deutsch zu entdecken: als Erinnerungsflaneur, der hier ähnlich beherzt über das Milieu seiner syrischen Kindheit schreibt wie Isaac Bashevis Singer einst über das Stetl. Die besagte Königin, äh, hat ihr Geld übrigens eher unehrenhaft verdient. Zum Glück riecht Geld nicht nach billigem Parfüm... (Manesse, 26 Euro) Wolf Ebersberger
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Muslime, Juden und Christen in trauter Einheit, als Nachbarn wie andere auch - das ist Anfang des Jahrhunderts im historischen Damaskus des Moussa Abadi ganz normal. Mit den märchenhaften, und doch ganz und gar im Familienalltag geerdeten Stories "Die Königin und der Kalligraph" ist der französische Autor (1910-1997) nun endlich auf Deutsch zu entdecken: als Erinnerungsflaneur, der hier ähnlich beherzt über das Milieu seiner syrischen Kindheit schreibt wie Isaac Bashevis Singer einst über das Stetl. Die besagte Königin, äh, hat ihr Geld übrigens eher unehrenhaft verdient. Zum Glück riecht Geld nicht nach billigem Parfüm... (Manesse, 26 Euro) Wolf Ebersberger © Manesse; Loyloy Thal/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Umgeben von Sand, Hitze und Hass wächst Fiora auf. Ihre Hautfarbe macht sie zur Außenseiterin, von ihrer Mutter kennt sie nicht einmal den Namen. Doch auf ihrer Flucht durch die postapokalyptische Welt wird immer klarer, dass das Schicksal der Menschheit ausgerechnet von ihr abhängt. Der Nürnberger Autor Lucas Fassnacht ist bisher vor allem für seine Thriller bekannt. Unter dem Pseudonym Robin Hill veröffentlicht er mit "Strom - das dunkle Erwachen" seinen ersten Science Fiction Roman. Dabei bleibt er hochaktuell und kritisch, zeigt anhand einer düsteren Zukunft, wo die Menschheit sich hinbewegt. (Penhaligon, 18 Euro) Marlene Weyerer
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Umgeben von Sand, Hitze und Hass wächst Fiora auf. Ihre Hautfarbe macht sie zur Außenseiterin, von ihrer Mutter kennt sie nicht einmal den Namen. Doch auf ihrer Flucht durch die postapokalyptische Welt wird immer klarer, dass das Schicksal der Menschheit ausgerechnet von ihr abhängt. Der Nürnberger Autor Lucas Fassnacht ist bisher vor allem für seine Thriller bekannt. Unter dem Pseudonym Robin Hill veröffentlicht er mit "Strom - das dunkle Erwachen" seinen ersten Science Fiction Roman. Dabei bleibt er hochaktuell und kritisch, zeigt anhand einer düsteren Zukunft, wo die Menschheit sich hinbewegt. (Penhaligon, 18 Euro) Marlene Weyerer © Penhaligon; Tünde/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Ein dunkles Kapitel ostdeutscher Geschichte greift Matthias Jügler in seinem neuen Roman „Maifliegenzeit“ auf. Es geht um verschwundene Säuglinge, die den Eltern unter dem Vorwand, das Kind sei kurz nach der Geburt gestorben, genommen wurden. Die Ehe des Vaters ging kaputt, das Leben weiter. Als der Sohn Jahrzehnte später ins Spiel kommt, beginnt eine mühselige, von Misstrauen geprägte Annäherung. Jügler ("Die Verlassenen") entführt die Leser immer wieder in die Parallelwelt des Hauptdarstellers Hans, der leidenschaftlicher Angler ist. Am Fluss ist es wie im Leben: Es kann dauern. Ein lesenswerter, kurzweiliger Roman. (Penguin, 22 Euro) Michael Husarek
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Ein dunkles Kapitel ostdeutscher Geschichte greift Matthias Jügler in seinem neuen Roman „Maifliegenzeit“ auf. Es geht um verschwundene Säuglinge, die den Eltern unter dem Vorwand, das Kind sei kurz nach der Geburt gestorben, genommen wurden. Die Ehe des Vaters ging kaputt, das Leben weiter. Als der Sohn Jahrzehnte später ins Spiel kommt, beginnt eine mühselige, von Misstrauen geprägte Annäherung. Jügler ("Die Verlassenen") entführt die Leser immer wieder in die Parallelwelt des Hauptdarstellers Hans, der leidenschaftlicher Angler ist. Am Fluss ist es wie im Leben: Es kann dauern. Ein lesenswerter, kurzweiliger Roman. (Penguin, 22 Euro) Michael Husarek © Penguin; AdelinaZw/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Kommunist, hin oder her! Der Mensch will doch angenehm leben, und ein Bankkonto in der Schweiz hat, gerade aus Ostberliner Sicht, seinen Sinn. "Ein Haus, ein Stuhl, ein Auto" nennt Ursula Muscheler ganz prosaisch ihre Studie über Bertolt Brechts Lebensstil. Anschaulich schildert sie die Wohnungen des Dichters und Dramatikers - vom Augsburger Elternhaus bis zum Alterssitz mit Seeblick in Buckow - und freut sich an seinen Ansprüchen, seinem Sinn für Tradition und Handwerk, seiner asiatisch geschulten Schlichtheit. Mönchisch, nun ja, war er trotzdem nicht. (Berenberg, 26 Euro) Wolf Ebersberger
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Kommunist, hin oder her! Der Mensch will doch angenehm leben, und ein Bankkonto in der Schweiz hat, gerade aus Ostberliner Sicht, seinen Sinn. "Ein Haus, ein Stuhl, ein Auto" nennt Ursula Muscheler ganz prosaisch ihre Studie über Bertolt Brechts Lebensstil. Anschaulich schildert sie die Wohnungen des Dichters und Dramatikers - vom Augsburger Elternhaus bis zum Alterssitz mit Seeblick in Buckow - und freut sich an seinen Ansprüchen, seinem Sinn für Tradition und Handwerk, seiner asiatisch geschulten Schlichtheit. Mönchisch, nun ja, war er trotzdem nicht. (Berenberg, 26 Euro) Wolf Ebersberger © Berenberg; Leopictures/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Einen feinen kleinen Roman über die Zeit hat der Wiener Journalist Michael Hausenblas da vorgelegt: „Der Uhrmacher und das Flüstern der Zeit" ist ein still mäanderndes Sinnieren über das Leben und die verpassten Chancen, die man trotzdem noch einmal nutzt. Hans Held ist Uhrmacher, ein Eigenbrötler mit penibel getaktetem Tageslauf, der sich in Ziffern und Zahnräder vertiefen kann und den eines Tages eine Sanduhr aus seiner Lethargie lockt. Das sichtbare Verrinnen der Minuten treibt ihn zu verwegenen Gedankensprüngen, denen die totale Umkrempelung seines Alltags ganz einfach folgen muss. Warum können die kleinsten Körnchen, die sich durch eine Enge drängen, unsere Existenz verändern? (Braumüller, 22 Euro) Bernd Noack
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Einen feinen kleinen Roman über die Zeit hat der Wiener Journalist Michael Hausenblas da vorgelegt: „Der Uhrmacher und das Flüstern der Zeit" ist ein still mäanderndes Sinnieren über das Leben und die verpassten Chancen, die man trotzdem noch einmal nutzt. Hans Held ist Uhrmacher, ein Eigenbrötler mit penibel getaktetem Tageslauf, der sich in Ziffern und Zahnräder vertiefen kann und den eines Tages eine Sanduhr aus seiner Lethargie lockt. Das sichtbare Verrinnen der Minuten treibt ihn zu verwegenen Gedankensprüngen, denen die totale Umkrempelung seines Alltags ganz einfach folgen muss. Warum können die kleinsten Körnchen, die sich durch eine Enge drängen, unsere Existenz verändern? (Braumüller, 22 Euro) Bernd Noack © Braumüller; Pavlo/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

Reich sein ist prima! Das erfährt die eher mittellose Malerin Martha, als sie zufällig bei Milliardärs auf der Insel Sizilien einen, ihren Sommernachtstraum verbringen darf. Ein Leben, mit allen dezenten Segnungen des Geldes gepolstert, das nie auch nur den kleinsten Mangel zulässt. Anna Katharina Fröhlich schildert das in ihrer Novelle „Die Yacht“ mit wunderbarer Sprachkraft, in leuchtenden, funkelnden Sätzen, aus denen einen die Sonne und ihr unvergleichlicher Untergang umschmeichelnd anspringt, während das Personal die erlesensten Speisen kredenzt. Martha beobachtet wie eine Ethnologin das Dolce vita und kommentiert es nicht ohne sarkastischen Unterton... aber missen will sie es nicht. (Friedenauer Presse, 20 Euro) Bernd Noack
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Reich sein ist prima! Das erfährt die eher mittellose Malerin Martha, als sie zufällig bei Milliardärs auf der Insel Sizilien einen, ihren Sommernachtstraum verbringen darf. Ein Leben, mit allen dezenten Segnungen des Geldes gepolstert, das nie auch nur den kleinsten Mangel zulässt. Anna Katharina Fröhlich schildert das in ihrer Novelle „Die Yacht“ mit wunderbarer Sprachkraft, in leuchtenden, funkelnden Sätzen, aus denen einen die Sonne und ihr unvergleichlicher Untergang umschmeichelnd anspringt, während das Personal die erlesensten Speisen kredenzt. Martha beobachtet wie eine Ethnologin das Dolce vita und kommentiert es nicht ohne sarkastischen Unterton... aber missen will sie es nicht. (Friedenauer Presse, 20 Euro) Bernd Noack © Friedenauer Presse; F. Heiberger/pixabay/LizenzCC0; Montage: Sabine Schmid

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